
Fußball und Sprache – passt das zusammen?
Die Fanblöcke grölen ihre Lieder, Wortschöpfungen wie Schlandentstehen – man mag es kaum glauben, dass es beim Fußball auch darum gehen kann, die Sprachfähigkeiten junger Menschen zu verbessern. Genau das macht sich der Sportverein ISC AlHilal Bonn zur Aufgabe: Mit Hilfe von externen Sport-, Kommunikations- und Sprachwissenschaftlern veranstaltete er die Fußball und Sprache-Workshops für seine Jugendspieler der Fußballsparte. Für den ISC AlHilal keine Premiere. Bereits zuvor erarbeiteten Vereinsmitarbeiter Konzepte, die dem gesellschaftlichen Miteinander und Fortschritt dienten. 2010 übergab der Bundesminister des Inneren dem Verein für sein Fußballkonzept den Integrationspreis der Deutschen Islamkonferenz. 2012 folgte der zweite Platz beim Integrationspreis des Deutschen Fußballbundes (DFB) und Daimler. Auch die Stadt Bonn, die Heimat des Vereins, arbeitet in Integrationsfragen eng mit dem Verein zusammen.
Sprache im Mittelpunkt
„Der Bedarf an sprachlicher Unterstützung für Jugendspieler ist immens, besonders für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund“ sagt Younis Kamil, Sportwart und Trainer des ISC AlHilal Bonn.
Ende 2013 startete das Projekt mit einer Gruppe von rund 40 Jungs zwischen 13 bis 18 Jahren – alle aktive Spieler der Jugend-Fußballmannschaften, nahezu alle mit Migrationshintergrund.


Durchaus eine Herausforderung wenn Rashid, Ufuk und Mohammed die Diskussionsregeln, die sie gerade erarbeitet haben, in einer hitzigen Debatte, warum Mesut Özil nicht für die Türkei spielt, sofort wieder vergessen. Fußball bewegt die Jugendlichen, er animiert zum Mitdenken, Mitmachen und vor allem zum Mitreden. Umso besser, wenn man tiefgreifende Themen zur Frage nach der eigenen Identität und dem Identitätsbegriff anhand der Boateng-Brüder einfach aufgreifen kann. Warum spielt einer der Brüder für Ghana und einer für Deutschland? Fragen, für die die Jugendlichen ganz unterschiedliche Antworten haben.
„Genau das wollten wir erreichen: Über den Fußball die erste Aufmerksamkeit gewinnen und dann gemeinsam Regeln der Kommunikation erarbeiten um die Sprachfähigkeit, den Auftritt durch Mimik und Gestik und die eigene und Fremdwahrnehmung der Jugendlichen zu stärken“ . Younis Kamil sieht dies als die Kernaufgabe des Projekts.
„So Jungs jetzt geben wir nochmal richtig Gas auf dem Platz“
Interaktiv heißt das Zauberwort. So muss Mustapha schon mal den selbstsicheren, motivierten Trainer einer Jugendmannschaft, der sein Team vor dem Spiel nochmal richtig einheizt, in einem Rollenspiel mimen. Seine Freunde und Mitspieler haben ihn dann ein direktes Feedback gegeben, ob er auch so wahrgenommen wurde. Nicht nur die eigene schauspielerische Leistung zählt hier. Auch das Feingefühl eine andere Perspektive einzunehmen hilft weiter – das Bewusstsein der Fremdwahrnehmung soll geschult werden. Alles Kompetenzen, die wichtig sind – ob im Alltag oder Berufsleben.